Arbeitsgemeinschaft
für Moderne Medizin
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Damit Selbsthilfe besser raten
und helfen kann

Gendermedizin vor Ort –
diesmal in Wildau (Brandenburg)

In Deutschland existieren derzeit geschätzt 100.000 Selbsthilfegruppen, von denen sich zwei Drittel mit gesundheitlichen Themen beschäftigten. Es gibt gemischte Gruppen oder solche, in denen sich Patienten mit einer bestimmten Erkrankungen zusammenfinden. Wieder andere sind nach Alter oder Geschlecht getrennt. Und um es voraus zu schicken: Dass die rund 30 Teilnehmer aus dem brandenburgischen Landkreis Dahme-Spreewald, mit denen ich mich in der Regionalen Kontakt- und Informationsstelle im berlin-nahen Wildau traf, Frauen waren, ist nicht nur dem an diesem nach-gefeierten Frauentag geschuldet.

Selbsthilfe ist (in der Mehrzahl) weiblich – wie viele gesundheits- und krankheitsbezogene Projekte und Themen, die Prävention, die Pflege... Gesprächsthema in Wildau: Die Unterschiede zwischen Frauen und Männern in Diagnostik, Therapie, Reha ... kurz gesagt: Gendermedizin. Umso erstaunlicher eigentlich, dass die Teilnehmerinnen, die sich alle, zum Teil schon seit vielen Jahren, für die Selbsthilfe, z.B. bei Rheuma, Diabetes, Depression und anderen Erkrankungen, aktiv engagieren, wenig und zum Teil irreführendes mit dem Begriff Gendermedizin verbanden.

Dass wir uns im vorgegebenen Zeitrahmen nur sehr komprimiert zu den verschiedenen Aspekten der Gendermedizin verständigen konnten – klar.
Schon allein die nackten Zahlen lassen viele aufhorchen: Osteoporose? Mindestens 20 Prozent aller Patienten mit Osteoporose sind männlich, ältere Männer sind noch häufiger betroffen und oft falsch diagnostiziert. Und nicht ohne Grund bietet die Frauenselbsthilfe nach Krebs e.V. inzwischen auch Männern mit Brustkrebs – immerhin bis zu 600 Erkrankte in Deutschland pro Jahr – ihre Unterstützung an. Differenziertes Herangehen ist auch bei Rheuma erforderlich. Schon, weil es um die 100 Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises gibt, Männer und Frauen sind sehr unterschiedlich betroffen – mit unterschiedlichen Symptomen und unterschiedlicher Reaktion auf Medikamente und Therapien. Und was schon bei der Berliner BEFRI-Studie (2014) festgestellt wurde, zeigt sich auch vier Jahre später in Wildau: Gefragt nach der häufigsten Todesursache bei Frauen, wurde der Brustkrebs genannt, nicht etwa die Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Wer Selbsthilfe anbietet, muss all das wissen, um wirkungsvoll beraten und helfen zu können.

Die Diskussion in Wildau sollte Anstöße vermitteln, Sensibilität erzeugen. Denn die chronisch kranken Patientinnen und Patienten, die gemeinsam nach Konzepten der Krankheitsbewältigung suchen, benötigen dazu dringend die Kenntnisse und Erkenntnisse einer geschlechtersensiblen Medizin.

Noch ein Grund – auch für unseren Verein G3 – aktiver zu werden.

Annegret Hofmann