Arbeitsgemeinschaft
für Moderne Medizin
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Corona und die Frauen:
Bleibt das konservatives Familienbild undiskutiert und akzeptiert?

Aus Österreich berichtet Prof. Dr. Margarethe Hochleitner, Universität Innsbruck

Corona und die Wissenschaft:
Es gibt inzwischen unzählige Studien zu Corona-Themen im weitesten Sinn, teilweise sogar aus Sondertöpfen gefördert und auch sonst durchaus unterstützt. Publikationen und Daten zu diesen Arbeiten liegen derzeit noch nicht vor. Allerdings gibt es viele Berichte, dass Männer mehr betroffen sind, d.h. zumindest bei den schweren Fällen, die intensivpflichtig werden oder gar sterben, seien die Männer benachteiligt, was bei Infektionen aufgrund des Immunsystems zu erwarten ist.
Aber wer profitiert von der Corona-Förderung?
Eine Anekdote aus unserem Corona-Alltag: Anruf bei unserer langjährigen Dolmetscherin, warum die Übersetzung unserer Homepage so lange dauert? Ursache sei die Zahl von anderen Aufträgen, so haben die wissenschaftlichen papers um mindestens 50 papers gegenüber früher zugenommen, allerdings ausschließlich solche von Männern. Warum? Also wo sind die Frauen?

Corona und Vereinbarkeit von Beruf und Familie:
Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist seit Jahren politisch gefordert und gesetzlich verankert. In Österreich gab es für die Universitäten die Möglichkeit von Homeoffice, die an unserer Medizinischen Universität natürlich sehr unterschiedlich gehandhabt wurde. Es gab sie aber sogar an den Universitätskliniken, da die operativen Bereiche heruntergefahren wurden, um Ressourcen für eventuelle Corona-Fälle freizuhalten. So waren viele Universitätsangestellte auch an der MUI im Homeoffice.
Nach allen unseren Beobachtungen und Informationen, es gibt dazu auch Untersuchungen, deren Ergebnisse liegen noch nicht publiziert vor, ergab sich in der Regel dasselbe Bild: Frau ist für Kinderbetreuung, Homeschooling und Haushalt zuständig und daneben Homeoffice, Mann macht Homeoffice und hilft manchmal.
Zum Beispiel: Ärzt*innenehepaar aus derselben Universitätsklinik, beide in Homeoffice, zwei Schulkinder, 7 und 12 Jahre, Frau ist völlig fertig, sie schafft diese Art von Homeoffice nicht mehr lange, sie erzählt, sie brauche etwa fünf Stunden jeden Tag für Homeschooling, daneben Haushalt, daneben Homeoffice, da bleibt auch nur die Nacht übrig – sie ist physisch und psychisch völlig am Ende. Auf die Idee, dass der Vater und Ehemann hier eingespannt werden könnte, kommt sie überhaupt nicht.

Zusammenfassend sind auch gendermedizinisch relevante Arbeiten zum Thema Corona aus medizinischer Sicht zu erwarten, wie Public Health, Infektiologie und Intensivmedizin. Daneben zeigt uns diese bis jetzt ja kurze Ausnahmesituation, wie wenig verfestigt alle gesellschaftlichen Aktionen bezüglich Frauenförderung und Gleichbehandlung sind. Das konservative Familienbild wird weitgehend undiskutiert und widerstandslos akzeptiert. Die letzten Aufrechten sprechen von backlash in die 1970er, manche schon in die 1960er Jahre, und das wahrzunehmen und zu verhindern ist wohl die wichtigste Aufgabe aus der Corona-Krise.